7. Runde (Kampf)

Spice Balls - Cover-Direct SC 6:2 (1:1) et al.

Puh, das war jetzt gar nicht so einfach, das Ergebnis hinzuschreiben, die

Autokorrektur wollte ständig die Ziffern vertauschen. Zum Spiel aber etwas

später, denn Euer Schreiberling weiß, dass Ihr Antworten erwartet, sitzt er

doch vor einem Berg tausender Leserbriefe, die allesamt nur eine Frage

beinhalten: „Warum schreibst Du nicht mehr so oft, und warum sind die letzten

Spielberichte so fad?“. Gut, das sind eigentlich 2 Fragen. Nun denn, der Grund

ist einfach (ich bin gescheitert), für eine Erklärung muss ich weiter ausholen:

 

Die Macht des geschriebenen Wortes – sei es auch nur auf Twitter – ist

gewaltig. Insbesondere wenn man oft genug denselben Blödsinn wiederholt,

wird er von einem guten Teil der Leser letztendlich als wahr empfunden.

Generationen von Sekten lebten davon, wobei es hier zusätzlich immer von

Vorteil war, wenn man auch noch ein wenig Weltuntergang eingebaut hat. Die

Sekten werden weniger, weil jetzt die Leute mit dysfunktionaler Kognition

lieber Verschwörungstheoretiker werden. Statt erleuchteten Männern mit

weißen Bärten und Gewand wendet man sich jenen Narrativerzählern zu, die

das weiße Gewand weglassen und sich auf den Bart konzentrieren, indem sie

bunte Perlchen reinflechten. Womit sie gleich einmal mehr glaubhafter sind als

alle anderen und durch die Perlchen natürlich nicht manipulativ sein können.

Komiker bleibt Komiker, egal ob jetzt als Gott oder als Diagnose.

 

Was das mit Eurem Schreiberling zu tun hat? Nun, irgendwie wollte er auch ein

solcher Verschwörungstheoretikererfinder werden (die leben ja alle nicht

schlecht davon), und so schrieb er sich die Finger wund; die Botschaft war

immer die gleiche: Wir sind die beste Mannschaft der Welt, und wenn wir doch

verlieren oder unentschieden spielen, dann nicht weil wir schuld sind, sondern

weil sich alles gegen uns verschworen hat. Hauptsächlich natürlich die

Schiedsrichter, dann wahlweise der Wind, das Wetter, die Uhrzeit, das Datum

die Verletztenliste oder gerne auch einmal ein Regenwurm, der sich unter den

Standfuß des auf das Tor Schießenden schummelte, und der als einziger Grund

für die Fehlbarkeit des verhinderten Schützen herhalten musste.

 

Seit heuer ist es aber fix: Ich werde nicht Präsident der Vereinigten Staaten.

Obwohl ich bezüglich des Wundschreiben der Finger und der

Betrugsbeteuerungen entsprechende Skills aufweisen kann, konnte ich bis dato

nicht die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung überzeugen. Leider haben

mich nach und nach sogar alle gegnerischen Mannschaften durchschaut, und

meine zu Papier gebrachten himmelschreienden Ungerechtigkeiten nur mehr

mit einem Lächeln quittiert. Eine letzte verbleibende Mannschaft konnte sich

noch über meine einseitigen Spielberichte aufregen – doch diese quasi letzte

Bastion meiner labsaligen Hoffnung ist uns heuer auch noch in Richtung

Niederösterreichliga abhandengekommen.

 

Bleiben die trockenen Ergebnisse der letzten 5 (!) Runden. Zuerst gab es zwei

dicke fette Niederlagen auf der Marswiese, wobei beim 5:0 Debakel gegen den

AFC nicht nur die Höhe der Niederlage schmerzte, sondern noch mehr, weil wir

eigentlich mit einer recht guten Elf am Start waren. Beim 5:3 gegen

Monfalcone kann zumindest der ausgedünnte und daher mit Reservespielern

aufgefüllte Kader ein wenig als Ausrede herhalten. Und wir haderten wieder

einmal zu Recht ob der zwei aus unserer Sicht natürlich abgerissenen und

daher nur deshalb genau im Kreuzeck landenden Gegentreffern. Dem folgte ein

7:4 daheim gegen Pötzleinsdorf, neben der frühen Dezimierung des Gegners

auf Grund einer diskutablen roten Karte ist der Sieg natürlich einzig und allein

der Tatsache geschuldet, dass der peruanische Captain o‘ Captain erstmals

wieder 90 Minuten an Bord bzw. am Feld war. Und wie wir letztendlich doch

noch einen Punkt beim 2:2 Unentschieden gegen Ebu Hanife holten, wissen wir

bis heute nicht.

 

Somit kommen wir zum Spiel gegen Cover. Die Tabellensituation wies die Gäste

heute als Favorit aus, und da es im Vorfeld zuerst einige gewichtige Absagen

bei uns gab – auch Goldschuh musste passen – sah es bis Samstag im virtuellen

Aufstellungsblatt noch düster aus. Wie wahrscheinlich alle unsere Gegner

setzen auch wir wegen der jetzigen COVID – Situation auf ziemlich strenge

Maßnahmen, so herrscht selbst bei jedem kleinsten Schnupfen bei Spielern

oder Partnerinnen Absagepflicht. Doch es gab 2 Lichtblicke: Zum einen

meldeten sich kurz vor Spielbeginn fast schon vergessene Kaderspieler und

Jungväter, andererseits machte uns ein Kuriosum Mut, welches uns mit Cover

verbindet: Denn einerseits spielen uns diese auf ihrem Heimplatz immer sowas

von her, dass wir dort nicht einmal wie eine schlecht organisierte

Schülermannschaft ausschauen, andererseits öffnen sie auf unserem Heimplatz

gegen uns auch gerne einmal hinten ihre Schleusen.

 

Auch wenn wir letztendlich eine richtig gute Startelf aufbieten konnten, waren

wir ein wenig unsicher, denn einerseits saß letztendlich nur ein einziger

Kampfspieler auf der Ersatzbank, während beim Gegner Platzmangel herrschte,

andererseits war die heutige Elf nicht einmal annähernd in einer solchen

Formation auf dem Platz gestanden – der bereits 24. Kampfspieler in dieser

Saison lief heute erstmals auf.

 

Aber es gab keinerlei Startschwierigkeiten, auch Cover schien überrascht,

neben unserer Felddominanz mit den entsprechend herausgearbeiteten

Chancen in den ersten 30 Minuten gab es allerdings auch bei den Gästen einige

gute und gefährliche Angriffe. Dennoch entsprach unser Führungstreffer, ein

ordentlicher Schlenzer aus gut 18 Minuten und Metern ins Kreuzeck vom

heutigen Sechser – diese Saison eher als 10er oder IV eingesetzt – dem

Spielgeschehen. Die letzte Viertelstunde gehörte optisch dem Gegner, ohne

wirklich gefährlich vor dem Tor zu werden, leider vergaben wir hingegen in

dieser Phase bei unseren Gegenstößen eine höhere Führung. Doch knapp vor

der Pause war es dann soweit. Die Tore, die man nicht schießt, bekommt man,

so die alte Weisheit, die sich wieder einmal bewahrheitete. Ebenso eine alte

Weisheit ist, dass Cover nicht den geringsten Fehler verzeiht, sofort waren sie

zur Stelle und glichen mit einem sehenswerten Spielzug aus.

 

Beide Mannschaften wollten mit Schwung in die ersten Minuten der 2. Hälfte

starten, ein wenig Vabanquespiel unsererseits, sollten wir doch andererseits

mit unseren Kräften haushalten, da der einzig verbliebene Ersatzspieler den

wohl für den Notfall so lange wie möglich als Backup auf der Bank bleiben sollte

– somit hieß das für alle anderen durchspielen, während der Gegner genügend

frische Lunge einwechseln würde können. Da kam uns ein satter Schuß von der

Strafraumecke sehr entgegen, der die abermalige Führung bedeutete. Ein

Doppelpack wenig später lieferte die Vorentscheidung, da man sich nun

kräfteschonend etwas zurückziehen konnte und somit mehr auf Konter setzen

konnte. Jetzt zeigte sich, dass die Gäste wirklich nicht ihren besten Tag hatten,

wirklich zwingend konnten sie uns nicht unter Druck setzen, waren dafür für

die Gegenstöße sehr anfällig. So wurde ein weiteres Tor zu Unrecht wegen

Abseits aberkannt, womit der Schiri wohl unbewusst das zuvor gegebene reale

Abseitstor kompensierte. Ab diesem Zeitpunkt schien spürbar niemand mehr

auf dem Platz an eine Spielwende zu glauben, weder wir und noch weniger der

Gegner. Das 5:1 setzte eigentlich schon den Deckel auf. Kurz vor Schluss gab es

noch einen Strafstoß gegen uns, so richtig weiß wohl niemand, wofür

überhaupt, doch auch den fischte Big Sexy aus der Luft.

 

Einen technisch sehenswerten Angriff mit einer Volleyübernahme ins Kreuzeck

bot Cover aber dann doch noch auf – womit wir beim Thema drittes

Kreuzeckgegentor in 5 Spielen wären. Was ich nämlich natürlich üblicherweise

nicht erwähnen würde, wäre, dass wir wiederum alleine in den letzten 3

Spielen insgesamt ganze 6 Mal in selbiges Eck getroffen haben, jedes Mal mit

Schüssen außerhalb des Strafraumes, und gleich zweimal mit des Schützen

schwächeren Gebein.

 

Letztendlich setzte doch noch unser Team den Schlusspunkt, womit wir nach

den beiden Spielen, wo wir im Schnitt fünf Gegentreffer erhielten danach in

Folge drei Spiele verzeichnen konnten, wo nunmehr im Schnitt dieselbe Anzahl

auf der Habenseite steht. Apropos Tore: Statistisch gesehen war es das Spiel

jener beiden Mannschaften, deren Spiele die bisher die weitaus torreichsten

waren, (6,6 Tore pro Spiel bzw. 6,3 Tore pro Spiel). Einen wohl kuriosen Rekord

haben wir dennoch um ein geschossenes Tor verpasst, denn mit diesen hätten

wir nicht nur die meisten Gegentreffer in der Liga zu Buche stehen, sondern

wären gleichzeitig auch mit dem meisten erzielten Treffern gleichauf in

Führung.

 

Wurscht, momentan darf das eh kein Zuschauer sehen.

Tore:

1:0 Christoph Wagner (18. Min.)

2:1 Christoph Steindl (55. Min)

3:1 Christoph Wagner (64. Min)

4:1 Michael Klar (68. Min)

5:1 Lukas Pigal (77. Min)

6:2 Michael Klar (87. Min)