Torpedo 03 - Spice Balls 3:2 n.E. (1:1, 1:0)
Gleich vorweg: Nachdem die Spielberichte Eures werten Schreiberlings keinem Bildungsauftrag unterliegen, muss ich Euch gleich einmal enttäuschen. Auch nach Ende dieser Lektüre werdet Ihr nicht wissen, warum just zum Zeitpunkt des Elfmeterschießens die veraltete Eurofighterstaffel zur Identifizierung mehrerer in den Orbit gejagter Objekte über dem Tor am Slovan HAC Platz aufgestiegen ist, es wird hier auch nicht erklärt, dass es eine Änderung der Abseitsregeln gibt, welche nur für SpiceBaller gilt und bei Abstößen vom eigenen Tor anzuwenden ist, weiteres bleibt auch ungeklärt, warum es besser ist, 90 Minuten lang zu schimpfen, beleidigen und herumzuschreien als ganz normal mit einem Gegenspieler zu reden und wir reden auch nicht darüber, warum man derzeit als SpiceBalls Stürmer besser nicht aufs Feld laufen sollte, wenn man die Nacht nicht im Spital verbringen will.
Somit kommen wir zum Spiel, oder besser gesagt, kurz davor. Nachdem der Trainer mit viel Mühe bei der Mannschaftsansprache alle gängigen Floskeln abgearbeitet hatte („Der Cup hat eigene Gesetze, bla bla bla“) und in Wahrheit eh wieder nicht wusste, wie die heute zusammengewürfelte Elf harmonieren würde, konnte angepfiffen werden. Und man sah sofort: Heute waren wir im Gegensatz zur ersten Hälfte des Spieles vor drei Tagen nicht wieder um einen Schritt zu spät – nein, es waren zwei. Torpedo machte seinem Namen alle Ehre, wir dem unseren leider nicht. Zudem gab es gefühlte 3 Dutzend Foulpfiffe in aussichtsreicher Position gegen uns, eine Tatsache, die nicht nur von uns verschuldet wurde, um es einmal nobel auszudrücken. Gute 25 Minuten war es genau das Spiel, das man sich vom bereits deutlichen Ligatabellenführer gegen einen im Abstiegsstrudel befindlichen Kandidaten erwarten durfte. Nur mit Mühe konnte der Platzwart davon abgehalten werden, aus energieeffizienz-Gründen das Flutlicht in der gegnerischen Hälfte abzuschalten. Fast schon kurios, dass aus der deutlichen Überlegenheit der Heimmannschaft wenig Zählbares – sprich richtige Hochkaräter – herausschaute. Dafür war offenbar genug Beton angerührt worden. Wie so oft bei uns war nach ca. 25 Minuten die gegenseitige Begrüßungsrunde abgeschlossen und die gelben Kartenspeicher aufgefüllt, als bei dem ersten(?) Angriff unser Goldschuh im Strafraum derart heftig von hinten ins Geläuf gefahren wurde, dass der Gegner die Hände über den Kopf zusammenschlug und bei uns schon geknobelt wurde, wer denn zum Strafstoß antreten werde. Allein der Schiedsrichter wusste, was heute bei den Elfmetern rauskommen sollte, und ersparte uns allen dessen Ausführung. Weiteres hatte er eingesehen, dass er nicht bei jeder Berührung Foul pfeifen konnte, und somit durfte ein weiterer Verteidiger mit beiden gestreckten Beinen unseren Halaluja in aussichtsreicher Position diesen von den seinen holen. Genug der etwas einseitigen Kompensation konzentrierte er sich ab sofort wieder auf Foulpfiffe, und gerade in der ersten Phase, in der wir etwas aufkamen, führte einer dieser zu einer perfekten Ausführung des daraus resultierenden Freistoßes, womit der Anfang vom Ende besiegelt schien und alles angerichtet war, dass der haushohe Favorit wohl endgültig in Fahrt kommen hätte können.
Doch es kam anders. Was der Weckruf für die einen, war die Rückzugsfanfare für die anderen. Tatsächlich konnten wir die letzte Viertelstunde der ersten Hälfte das Spiel offenhalten, noch war nicht klar, ob das an uns oder an den Gegnern lag.
In der Halbzeitpause musste uns unser Beleuchter verlassen, die daraus resultierende Lücke in der Innenverteidigung musste durch Goldschuh geschlossen werden, an seiner statt sollte der Altersteilzeitzwerk auf der linken Seite dampfwalzen.
Gleich von Beginn an wurde das in der Kabine vage besprochene Konzept gleich einmal ausgehebelt, und mehr und mehr gefielen sich unsere Mannen darin, immer höher und höher zu stehen und sogar mehr und mehr Pressingsituationen zu kreieren. Wenn nun der neutrale Zuschauer befürchtete, dass sich diese offensive Herangehensweise umgehend rächen werde, wurde er ebenfalls überrascht. Abermals betrat der Platzwart die Szene, und abermals musste er abgehalten werden, das Flutlicht auf der derselben Seite wie vorher abzuschalten, da in der Pause aber regelkonform ein Seitenwechsel stattfand, betraf es jetzt des Gegners gegnerische Hälfte. Tatsächlich kippte das Spiel komplett, und die aufgebotenen Fans der Heimmannschaft mussten sich ein ums andere Mal die Augen reiben – sollten die Gegner selbst nach dem Spiel zugeben, sich lange nicht mehr so fast schon hilflos gefühlt zu haben. Und wir spielten, als ob es nie einen Abstiegskampf gegeben hätte. Verrückt.
Insbesondere gab es nun immer wieder Ecken, die hauptsächlich durch kleinere und größere Fouls im Strafraum entschärft wurden. Das wohl eindeutigste und in jedem Fall zu ahndende passierte dann hinter dem Rücken des Unpartschei…Unperschid…Unprtsch – ach, ich kriegs nicht raus – aber anstatt seinen Assistenten zu befragen, der das gesehen haben musste, gab es abermals Gelb, dieses Mal für Goldschuh.
Im weiteren Spielverlauf krachten plötzlich 2 Köpfe schuldlos aneinander, und binnen Sekunden gab es nicht nur mehr gelbe und orangene Dressen am Feld, sondern jetzt auch zwei blutrote. Unter Halalujas Auge klaffte ein riesiger Riss, und während hektisch versucht wurde diesen irgendwie mittels eines Pressturbans erst-zu-versorgen, jubelten die 10 verbliebenen orangenen Dressen auf dem Feld. Tatsächlich hatte der Zwerk – nach einer Ecke – den Ball im Tor untergebracht. Halaluja ging entgegen jeder Vernunft zurück auf das Spielfeld – verschweigend, dass er mittlerweile doppelt sah. Dieser Tatsache ist es wohl geschuldet, dass er eine perfekte Vorarbeit von LUP alleine auf das Tor stürmend zwischen die falschen zwei von für ihn vier sichtbaren Torstangen hämmerte. Im Hals erstickter Jubel bei uns, sich aus der Schockstarre befreiendes Ausatmen beim Gegner, dem ein 10 - minütiger, offener Schlagabtausch folgte, bei dem die Heimmannschaft im Übrigen eine ähnlich gute Chance ebenso neben das Tor setzte. Der Schlusspfiff markierte auch gleichzeitig den Beginn des Elfmeterschießens, bei dem wir eine ähnliche – wenn nicht gleiche – Statistik wie bei Spielen auf Kuhfutter haben.
Um sowohl den unsrigen, als auch den gegnerischen Schützen (wir nehmen mal die ersten beiden dabei raus) Peinlichkeiten zu ersparen, wurde nach dem Spiel zwischen beiden Mannschaften Stillschweigen über die Ausführungen vereinbart, womit die NASA wohl nie eine Antwort darauf bekommen wird, warum sich der Weltraumschrott binnen Minuten um 7 Fußbälle vermehrt hat.
Soviel sei verraten: Aufgestiegen ist jene Mannschaft, die ein wenig weniger ganz, ganz, ganz, ganz schlecht geschossen hat.
Und das waren nicht wir.
Warum auch.
Tore:
1:1 Bernd Grubmann (03. Min.)
1:1 Dominik Kratschmer (EM)
1:2 Lukas Pigal (EM)