Spice Balls – Gießhübl 6:2 (3:2)
Und wenn du glaubst es geht nichts mehr
kommt irgendwo Gießhübl daher.
Trist sah es bisher in der Meisterschaftsrückrunde aus, 2 Niederlagen standen zu Buche, und einmal konnten wir aus Personalmangel gar nicht antreten. Also woher das fehlende Personal nehmen? Vor allem ein Stürmer war gefragt, nachdem unsere Vorjahresnummerneun ins Kleinfeld wechselte, und bis auf Goldschuh alle anderen Stürmer – mit Ausnahme eines verletzungsbedingten Ausfalles – in der Altersteilzeit sind. Und wie wir alle wissen, mitten in der Saison und somit außerhalb des Transferfensters bekommt man kein adäquates, vereinsungebundenes, fittes und williges Strafraummonster.
Dachten wir.
Denn just unsere Neuerwerbung meinte mitten in der Vorwoche beiläufig, dass es da schon wen in seinem Bekanntenkreis gäbe. Ebenso skeptisch wie hektisch wurde sofort angemeldet, Nachname und Dialekt ließen allerdings den Verdacht aufkommen, er hätte uns den Altbundeskanzler des werten Nachbarlandes vermittelt. Nachdem der Trainer aber zum dritten Mal in der Frühjahrssaison einen Spieler erst genau eine Stunde vor Anpfiff kennengelernt hatte, bestätigte sich dieser Verdacht nicht, insbesondere körperlich waren eher Parallelen zu Marc Janko gegeben. Und leise Hoffnung kam auf, dass die Stürmerkrise vielleicht deutlich reduziert werden könnte. Knappe 66 Minuten nach der Begrüßung – das Spiel hatte praktisch erst begonnen, hatte er sich schon zwei Mal als Assist eingetragen, unser nichtperuanischer Captain sowie Goldschuh hatten vollendet. Letzterer schaffte es knapp darauf gleich zweimal, den Ball an die Latte zu köpfeln, und zwar mit der nicht unspektakulären wie fragwürdigen Leistung, dass dieser zwischen diesen beiden Aktionen kein einziges Mal den Boden berührte. Eine weitere tolle Aktion von unserer Neuerwerbungundneuerdingsspielervermittler auf der rechten Seite hätte mittels Hereingabe gut und gerne unseren Torkontostand in den ersten 10 Minuten auf 4 erhöhen können, so blieb es aber bei der noch immer beruhigenden Hälfte.
Und genauso spielten wir auch: Unglaublich beruhigt, während sich der Gegner langsam vom Anfangsschock erholte und nach 20 Minuten den Anschlusstreffer erzielte. Das wiederum erzürnte „Nuevo nueve“, der jetzt höchstpersönlich – quasi von Anstoß weg – den alten Abstand herstellte und damit seinen Einstand perfektionierte.
Die restliche erste Halbzeit spielte nur mehr der Gegner, während wir ohne sichtbaren Erfolg Mann und Ball hinterherhechelten. In Minute 25 dann ein Traumpass aus unserer Hintermannschaft, leider aber für den gegnerischen Stürmer, der den Ball nur mehr ins Tor rollen musste. Irgendwie wurde der Vorsprung aber über die Halbzeit gerettet, auch deshalb, weil es an ganz großen Chancen für die Gäste mangelte. Unsere Chancen ließen sich an einer fingerlosen Hand abzählen.
In der Halbzeit wurde dann die Motivation wieder ausgepackt. Dazu sei gesagt, dass es sich bei den Partien mit Gießhübl um ein waschechtes Derby handelt, die Heimstätten der beiden Mannschaften liegen nur 3 Big Sexy – Ausschüsse voneinander entfernt. Und unsere 1980 Arena kann man nach den zwei missglückten Wochentagsheimspielversuchen in der ebenso nahen Vorarlbergerallee wieder als unsere Heimstätte bezeichnen.
Die spezielle Motivation gegen unseren Lieblingsgegner datiert aber aus einem Ereignis, welches vor 2 Jahren stattfand. Damals baten uns die Gießhübler, in einem für uns bereits nicht mehr entscheidenden Match (wir standen damals bereits als Meister fest) gegen Torpedo 03 doch alles zu geben, um ihre eigenen Chancen auf den Aufstieg zu wahren. Als positives Doping wurde uns im Falle eines Sieges eine Kiste Bier versprochen. Nun, Sieg und Gießhübl-Aufstieg fanden statt, Bierkiste nicht. Man könnte uns jetzt als kleinlich bezeichnen, aber hallo - beim Bier kennen wir kein Pardon.
Und – wie das Leben so spielt – die damals sowohl bezüglich Aufstieg und Bier leer ausgegangenen Torpedo 03 rächen sich keine 2 Jahre später, in dem sie zurzeit nicht nur uns in der Liga wegschießen.
Zurück zum Derby: Die 2. Halbzeit startete Gott sei Dank nicht so, wie die erste geendet hat. Zwar versuchten sich die Gäste in Ballbesitz, mehr und mehr verpufften aber deren Bemühungen – nicht nur, weil wir jetzt besser standen. Denn es machte sich immer mehr bemerkbar, dass der Gegner hinsichtlich Laufarbeit sehr viel investiert hatte, ein Stangenschuss hätte aber gut und gerne den Ausgleich bedeuten können. Es kam aber, auf was wir gesetzt hatten. Endlich konnten wir einen Konter einleiten, und Goldschuh konnte im Strafraum nur mehr regelwidrig in die Horizontale befördert werden. Humpelnd verzichtete er selber - eine Sensation! – auf die Ausführung des Strafstoßes, womit sich auch unser zweiter Deutsche in die Torschützenliste eintragen konnte.
Da der umgeknickte Fuß schmerzte, stellte er sich nun in die Innenverteidigung, hatten wir doch jetzt einen NuevoNueve vorne. Der tat es Goldschuh hinsichtlich Überknöcheln gleich, erzielte aber noch das 5:1. Noch wusste niemand, dass da schon ein Band ab war. Kurz vor Schluss zwang das personifizierte Tor unseren Edeljoker Vanilla Thunder zu einem Kurzeinsatz, der sehr widerwillig seine bereits begonnene Reservespielvorbereitung unterbrach, um die zwei letzten unnötigen Alibiminuten am Feld zu absolvieren. Und um das Fass noch voll zu machen, wurde er als gebürtiger Innenverteidiger mit Hang zum dreifachen Rittberger in den Sturm gestellt, mit der nicht unrealistischen Aussicht, nicht einmal mehr den Spielball zu berühren.
Doch reich wurde die so oft stundenlang auf der Ersatzbank darbende – und dennoch immer anwesende – Goldlocke belohnt! Ein im Auge des subjektiv bewertenden Betrachters wahrhaft grandioses Traumtor entschädigt für vieles, der Jubel im Übrigen ungleich größer als bei den 5 vorhergegangenen Toren.
Um der Hochstimmung den obligaten Dämpfer zu versetzen wurde noch das Spiel Israel – Österreich angeschaut, um mit dem Schlusspfiff zu erfahren, dass bei NuevoNueve das Band ab ist.
Kennt vielleicht irgendwer ein adäquates, vereinsungebundenes, fittes und williges Strafraummonster?
Tore:
1:0 Rene Thoma (03. Min.)
2:0 Dominik Kratschmer (06. Min.)
3:1 Christian Schröder (20. Min.)
4:2 Pascal Hoheisel (53. Min.)
5:2 Christian Schröder (67. Min.)
6:2 Christoph Wiesner (90+2. Min.)