12. Runde (Kampf)

Warnung: Folgender Spielbericht enthält ein ellenlanges, mit teilweise nur dem Autor bekannten

„Insidern“ gespicktes Intro, wer nur den richtigen, wie gewöhnlich zwecks Frustabbau provokativ subjektiven, und vor allem durch fehlende Mitschrift und somit aus der altersmäßig bedingten Demenz (also entschuldbaren) beeinflussten Erinnerungsfetzen zusammengestellten Spielbericht lesen möchte, braucht nur bei „Es...“ anfangen. Schöner Schachtelsatz gleich zu Beginn.

Spice Balls – Cover-Direct 1:3 (0:3)

Vorsichtig tastet sich die Hand in der Dunkelheit entlang der Mauer, bis die leichte Erhebung eine Tür erahnen lässt. Trocken schluckt sein Kehlkopf, und als er die Klinke spürt, keimt doch wieder jene Hoffnung auf, die er schon verloren zu haben geglaubt hatte. „You can blow out a candle, but you can‘t blow out a fire“ summt er dazu lautlos, und dennoch schlägt sein Herz bis zum Hals. Doch die Tür ist tatsächlich unversperrt. „War sie wirklich die ganze Zeit offen?“, wundert er sich. Hauptsächlich darüber, dass der Eingang tatsächlich 3 Jahre lang unentdeckt blieb. So viele Mythen rankten sich um diesen Ort, aber so wirklich gesucht hat ihn wohl keiner. Er betätigt den leicht zu findenden Lichtschalter, und augenblicklich flutet weißes Licht den Raum.

Und jetzt bemerkt er erst, dass er nicht alleine ist. Einige Ratten schrecken auf, und Seltsames passiert. Anstatt zu flüchten – (und zwar wie immer über menschliche Gesichter, wie man es bei solchen Gelegenheiten aus entsprechenden Filmen kennt), beginnen sie sich in kleine Partikel aufzulösen. Also eigentlich nicht, sie verschwinden halt nur schnell, aber in diesem Raum sind der Fantasie eben keine Grenzen gesetzt. Bevor sie sich endgültig verstecken, kann man noch kurz erkennen, dass sie alle ein wenig eigenartig aussehen. Ein dickes, fettes Stück hat offensichtlich gelb gefärbtes Haar, dicht dahinter läuft ein blaues Gesicht mit weißer Zipfelmütze. Und da erhascht man auch noch einen letzten Blick auf ein besonders interessantes Exemplar: ein großes G am Jackenrevers, aber auffallend kleine Eier, und vor allem kurzen Beine – alles Merkmale, die durch zu häufiges Reisen auf einer Kanonenkugel entstehen.

Vom Rest sind nur ein paar Mitläufer auszumachen, die wie Lemminge aussehen. Und Schwupps, sind sie auch schon alle wieder in ihren Löchern verschwunden.

Jetzt sieht man nur mehr die eigentliche Ausstattung des Raumes. Kreisrund ist er, und in der Mitte ein aus Edelsteinen geformtes Logo. Orange Feueropale glitzern in der einen geschwungenen Hälfte und enden in einem Zipfel aus dunkelgrünen Smaragden, die andere Seite beherbergt ein Muster aus weißen und schwarzen Diamanten, die einen Fußball stilisieren. Umrandet ist das Ganze mit einem großen, blauen Kreis – tausende Saphire!

Jetzt steht es fest - das Heiligtum und Hirn des schärfsten Teams in Wien ist gefunden worden.

Der Raum ist in verschiedene, unterschiedlich große Segmente unterteilt, deren Zentrum jeweils ein grauer, computerähnlicher Kasten zu sein schein. Keine Tastaturen, keine Scanner, keine Drucker, und keine Maus. „Wo Ratten sind, sind keine Mäuse“ – kommt es ihn in den Sinn, wohlwissend, dass der ein bisschen Zeit braucht.

Im größten Segment steht auf dem Kasten mit dunkler Schrift „Spielberichte“, gegenüber – ein fast ebenso großes Segment – ist mit „Statistik“ gekennzeichnet. Andere, kleinere, sind mit „Archiv“, „Hall of fame“, „Tabellen“ und weiteren – eindeutig dem Fußball zuzuordnenden Titeln gekennzeichnet.

Stirnrunzelnd, aber neugierig wird der Entdecker auf der Suche nach einer Möglichkeit zur Inbetriebnahme fündig – ein Sensor in Form eines gelben Fußballes. Nur kurz berührt der Finger die Stelle, schon beginnt der Kasten zu surren. Erst jetzt wird sichtbar, dass die Vorderseite des Kastens ein Bildschirm ist. Wie von Geisterhand erscheinen darauf immer mehr Buchstaben, die sich zu Wörtern, Sätzen, ja - einem ganzen Text - formen. Ein extra installiertes Programm dürfte dabei nachträglich Rechtschreibfehler einfügen und aus mehreren einfachen Sätzen, offensichtlich um die Konzentration der Leser, die sich diese Berichte, sei es aus Teilnahme, Neugier oder durch Zufall, durchlesen, herauszufordern, fast nicht mehr verständliche Schachtelsätze, formen.

Schaudern läuft es ihm kalt den Rücken runter, und hastig startet er auf gleiche Weise den Kasten mit der Aufschrift „Statistik“. Sofort rattert es wie wild – und was sich auf dem Bildschirm abspielt, würde jeden Matrix-Rechner zur Ehre gereichen.

Nach und nach startet er alle Kasteln, und alle laufen sofort rund. Lediglich der kleinste Kasten mit der Aufschrift „Zusagen“ scheint in die Jahre gekommen, einfach zu klein, zu langsam, nur spärlich scheinen hier einige wenige Namen auf, und noch bevor die Anzahl zweistellig wird, stoppt er komplett. Eine Sondersoftware dürfte sich darum kümmern, doch der ziemlich hohe Aufwand wird mit nur wenig Erfolg konterkariert, weil letztendlich zum Ende hin wieder Namen verschwinden.

Jetzt beginnt auch das Segment mit dem Namen „Gründe…“ Sinn zu machen, denn hier erstellt sich wie von Geisterhand auf der einen – sehr viel größeren – Seite eine Liste, die als Überschrift den Titel : „….für unsere Niederlage“ deren erste 8 Punkte ausschließlich die Verantwortung dem Schiedsrichter zuschieben, gefolgt von Verletzungsausfällen, Pech, Schiebung, Kälte, Wärme, Regen, Sonnenschein, Schnee, Hangover und weiteren zahllosen Punkten. Auf der anderen Seite: „…für unseren Sieg“, die Liste ist viel kleiner, bestehend aus einigen wenigen Punkten, die einzig nur unsere eigenen Fähigkeiten herausstreichen, wahlweise die der Spieler oder die der Trainer.

Nicht nur unserem Entdecker, sondern auch dem werten Leser wird spätestens jetzt klar: Die Spielberichte der Vergangenheit – die man von Menschenhand geschrieben glaubte – hat also ein Computer automatisch erstellt! Die Statistikabteilung – nur Bits und Bytes! Die Probleme, bei so vielen Edelsteinen gerade einmal ungefähr vielleicht circa mit Mühe und Spielern aus der Reserve halbwegs 11 pro Match aufzustellen – nur ein defekter Schaltkreis mit veralteter Software! Ob das zu beheben ist?

Und auch die lange berichtsfreie Zeit ist erklärt – ein paar wenige Ratten haben die zu sensiblen Schaltsensoren ausgelöst und die Schaltkreise in den Sleepmodus versetzt.

Alles Vergangenheit – die SB Spielberichtszentrale funktioniert wieder einwandfrei. Und natürlich vollautomatisch. Als Beweis dient dieser Bericht – wie soll der denn sonst entstanden sein? Oder hätte euer Autor vielleicht doch nicht alle Harry Potter Bücher in einem durch lesen sollen?

Aber nun zum eigentlichen Bericht.

Es war also angeblich unser Heimspiel, was speziell den alten Spice Ballern erst nach und nach klar wurde, weil es sich hier um den ersten der drei Versuche handelte, ob sich denn wochentags der Kader schneller und dichter füllen lässt als am Wochenende, welches wiederum als einziger Termin an unserer in den letzten Jahren angestammter Heimstätte zur Verfügung steht. Somit mussten wir vor Spielbeginn mit dem dortigen Platzverantwortlichen zuerst einmal diskutieren, ob denn ein Spiel 90 oder 120 Minuten dauert, und nachdem wir gelernt haben, dass zweiteres gilt, fanden wir auch noch heraus, dass das extra fürs Aufwärmen bezahlte Flutlicht sehr dunkel und der extra fürs Aufwärmen bezahlte Platz ziemlich bevölkert sein kann.

Sei´s drum, letztendlich pünktlich standen wir am Platz, und mit uns gleich drei Faktoren, die mehr oder weniger unser Spiel beeinflussen könnten: Gegner, Schiedsrichter und Wind. Hierbei sei erwähnt, dass es auf beiden Seiten Jubilare gab, wobei unser Captain oh´Captain mit seinem 350sten DSG Pflichtspiel im Spice Balls Dress (ohne weitere 16 HFL, 79 Reservespiele oder gar Hallenturniere gerechnet) die Wertung „gewann“, hier scheint er aber mittlerweile sowieso überall konkurrenzlos zu sein.

Beide Mannschaften begannen ambitioniert die immer wieder starken Windböen zu ignorieren, und plänkelten sich einen im Mittelfeld. Nicht einmal 8 Minuten waren gespielt, als es für die Gäste einem Eckball gab. Just in diesem Moment nahm das schärfste Team in Wien die „Freeze-Frame-Strafraum-Challenge“ an, bei der man sich als gesamte Mannschaft über mehrere Sekunden lang im gesamten Strafraum nicht bewegen darf. Weil die Gäste aber scheinbar von dieser Sache noch nie etwas gehört haben, versenkten sie ungestört die Kugel im Netz. Na geh. Wir nominieren hiermit alle anderen DSG – Ligamannschaften zu dieser Challenge, idealerweise durchzuführen in Spielen gegen uns. Naja, probieren kann man es ja mal. Mit dem Treffer übernahmen die Gäste das Kommando, ein guter Zeitpunkt, um einen Blick auf unser Team zu werfen.

Wie üblich Big Sexy im Tor, körperlich das Antonym hinsichtlich seines Gegenübers. In der Innenverteidigung gab Messi nach einer ein Jahr dauernden verletzungsbedingten Pause ein Zwangscomeback, da Old Faithful´s Zehe das Cupmatch nicht überstand, Mauzi auch schon bald ein Jahr vor sich hinverletzt und TIW (torgefährlichster Innenverteidiger weltweit) vorne gebraucht wurde. Nabucco stand ihm zur Seite, rechts Tubolito und links Netscho. Durch unseren Neuzugang standen gleich 5 Sechser im Kader, was durch das erstmals ausprobierten (und zur Pause wohl für immer verworfenen) neuen System insofern entschärft wurde, als dass sich Einer rechts in der offensive, zwei auf der Achter-Position und einer auf der Bank wiederfand. Rechts neben dem Jubilar komplettierte unser zweiter Meisterschaftsdebütant einen durchaus ansehnlichen Kader, der hauptsächlich durch einen sehr motivierten Zwerk auf der Bank abgerundet wurde.

Es dauerte, bis sich nun unsere Elf auf die Verhältnisse einstellte, und just als man sich kollektiv am Riemen riss und eine gerade erfolgversprechende Pressingsituation ausnutzen wollte, wurde unser Mann am Abfangen des sicher zu erobernd scheinenden Balles recht robust von den Beinen geholt. Dass der Schiedsrichterpfiff nicht zu hören war, schien man dem Wind zuzuschreiben, allein der Grund war ein viel simplerer. Unsere Gegner nutzen das aus, ließen gleich mehrere verdatterte (und einen verletzten) Spice Baller hinter sich und legten ein zweites Ei ins Nest. Die letzte Viertelstunde der ersten Hälfte war nicht mehr zum Anschauen, wenn man die orange-blaue Brille aufhatte, vielmehr wurden wir mehr oder weniger vorgeführt. Der verletzungsbedingte Austausch war das einzige Highlight auf unserer Seite, neben dem dritten Tor, einem drohenden Debakel und einer weiteren Verletzung gab es auf unserer Seite nichts mehr Nennenswertes zu berichten.

In der Kabine war es dementsprechend ruhig. Schließlich einigte man sich auf eine Systemänderung, und vor allem wollte man das noch viel deutlichere Foulverhältnis von 23:2 etwas geraderichten, da wir erfuhren, dass es in diesem Spiel keinen Fairnesspokal gibt. Als Parole wurde ausgegeben, wenn schon nicht das Spiel, dann doch die 2. Halbzeit zu gewinnen.

Und tatsächlich sah das Ganze gleich anders aus. Die Gegner wirkte zudem durch eine frühe Verletzung (Ball nach Pressball ins Gesicht) eines ihrer Spieler am Auge – an dieser Stelle sei unsere Hoffnung und Wünsche auf eine vollständige Genesung deponiert – geschockt, in jedem Fall kamen wir nun besser ins Spiel. Nicht unerheblich dabei die Tatsache, dass sich dabei die Gäste bei unserer nun angepassten robusteren Spielweise beim Einstecken nun doch deutlich zimperlicher zeigten als zuvor beim Austeilen. Unser erster Treffer war somit nicht ganz unverdient, die Phase danach ließ sogar etwas Hoffnung bei uns aufkommen. Die wohl beste Chance zum richtigen Zeitpunkt vergab unser ambitionierter zweiter Wechselspieler – er nahm seinen Namen dieses Mal nicht wörtlich und konnte seine Leistung somit nicht entsprechend krönen.  Was wäre wohl passiert, wenn das ein Türl geworden wäre? „Wäre, wäre, Fahrradkette“, wie der Volksmund sagt. Es folgten noch weitere – nicht ganz so zwingende – Möglichkeiten, womit wir das Chancenplus der Gäste aus der ersten Halbzeit etwas relativieren konnten. Leider gelang kein Anschlusstreffer, die letzten 10 Minuten waren dann davon geprägt, dass wir fast zu viel dafür investierten. Bei den entsprechenden Gegenkontern hatten wir nun jenes Glück, dass wir zuerst nicht gehabt haben zu vermeinten, letztendlich gewann die insgesamt bessere Mannschaft verdient.

Die zweite Hälfte ging aber zumindest resultatsmäßig an uns, eine ansprechende Leistung und zwei gelungene Debüt´s nehmen wir in die nächsten Spiele mit.

 

Und die nächsten Spielberichte werden fix kürzer.

Tor:

1:3 Bernd Grubmann (56. Min.)