19. Runde Kampf:

Neusimmering : Spice Balls - 0:3 (0:2)

Es tummeln sich ja so um die 150 Mannschaften in den diversen DSG – Ligen herum, und bei praktisch all diesen Mannschaften gibt es einen großen Unterschied zum Amateur- oder Profifußball: Da das Mannschaftsgefüge meist aus einem bestimmten Freundeskreis entsteht, passen meist selbst diverse Neuzugänge in diese Gruppe – richtig zusammengewürfelte Haufen gibt es deshalb kaum. Damit haben praktisch alle dieser Vereine eine für sich jeweils eigene Charakteristik, wie auch immer die ausschaut. Verglichen mit dem schärfsten Team in Wien ergeben sich da in einigen Fällen erstaunliche Parallelen, manches Mal gibt es die gleiche Philosophie, wie man so die Teilnahme an einer Hobbyliga sieht, dann ist es die teilweise identische taktische Ausrichtung, und immer wieder trifft man auf Vereine, bei denen die Typen in der gegnerischen Mannschaft menschlich, sozial und in Bezug auf Interessen praktisch gleich sind. Da gibt es dann schon hin und wieder Partien, wo der einzige Unterschied zwischen den 22 Protagonisten am Platz der unterschiedliche Vereinsname (und damit die Dressenfarbe) ist, und so sind sogar teilweise bereits Freundschaften entstanden. Sucht man nun ein Team, dass – absolut wertfrei gesehen - in der DSG das absolute Komplementär zu dem unsrigen darstellt, dann kommt in dieser imaginären Rangliste der heutige Gegner unbedingt unter die Top 3.

 

So unterschiedlich die Teams auch sind, eine Gemeinsamkeit gab es vor Anpfiff – nämlich die Punkteanzahl in der Tabelle. Der Weg dorthin war allerdings bereits mehr als unterschiedlich. Unser Team hatte sich im Vorjahr im Abstiegsstrudel ja sportlich behauptet, der Gegner erkaufte sich als Fixabsteiger letztendlich den Verbleib in der Oberliga von der sich auflösenden ASG, womit die eigentlich nachrückenden Athletes in Action rechts überholt wurden. Im heurigen Herbst wiederum war Neusimmering im stabilen Mittelfeld zu finden, während bei uns alles in Richtung Abstieg zeigte. Im Frühjahr wieder alles ganz anders, und plötzlich waren wir also Tabellennachbarn.

 

Zum Spiel selber kommend, waren vor Anpfiff einmal folgende Auffälligkeiten zu bemerken: Ein mauzblauer Knöchel, ein zu oft nabuccogelber Zuschauer, ein absentes rosarotes Pärchen, das blutrote Knie vom Edeljoker und ein unsichtbarer Boogie Woogie, der kurzfristig vom Gegner verschobene - aber mit uns akkordierte - Spieltermin auf Montag erwies sich nicht als absoluter Glücksfall, oder doch – denn es war für die Zwerkstatt und somit für uns Gelegenheit einander wieder einmal zu sehen. Dieser sah in seiner wochenlanger Sportabstinenz und nach einem Polterabendwochenende die optimale Vorbereitung und postete motiviert: „also wenn i heut ka Tor mach was i a net“.

 

Das Spiel begann, und jetzt sahen wir, dass trotz dieser Terminverschiebung – hier offenbart sich meine Unkenntnis in personeller Hinsicht - augenscheinlich beim Gegner dennoch alle guten Spieler fehlten, denn es öffneten sich speziell im Mittelfeld Räume, wie wir es nur mehr aus früheren Tagen kannten. Taktisch ist der Gegner ja einer der wenigen Mannschaften, die über Jahre hinaus mehr oder weniger dasselbe Spiel aufziehen, damit war deren Ausrichtung vorhersehbar und schon in der Kabine besprochen worden. Kurzfristig wurde im Huddle noch von der Mannschaft selber nachgebessert – und so sah es am Spielfeld auch aus. Es spielte nur eine Mannschaft, die wenigen möglicherweise gefährlichen Konter der Heimmannschaft wurden alleine schon von dem doch plötzlich teilweise stark aufkommenden Wind „verweht“, womit Big Sexy keine einzige Frucht herunter pflücken musste. Wir hingegen versuchten den Ball flach zu halten, und es gab Torchancen en masse, von denen eine einmal sogar erfolgreich umgesetzt wurde. Und zwar ausgerechnet von eben jener Zwerkstatt, der sein Orakel somit verifizierte. Zugeschrieben wurde der Treffer aber vom Schiedsrichter unserem Capt´ain – nicht sein einziger Fehler am heutigen Tag. Denn speziell in der ersten halben Stunde versuchte er alles, um der hilflos wirkenden Heimelf zu helfen, bis sie es sich mit ihm verscherzte. Während wir nämlich ob der deutlichen Überlegenheit eine Fehlentscheidung nach der anderen herunterschluckten, glaubten die Gegner noch eins draufsetzen zu müssen und forderten ihn auf, unsere Fanmassen aus der Championsleaguesperrzone – der Schiedsrichter hatte die fünf (danke für den heutigen Support von unseren (Ex)-SpiceBallern!) erst 10 Minuten zuvor genau dorthin geschickt.

 

Na gut, man kann sich auf sowas konzentrieren, wir halt eher auf das Spiel. Dort standen weitere 10 Zuschauer am Feld– den gegnerischen Golie muss man unbedingt davon ausnehmen – und dort zog der flinke Linke zuerst den eben jenen Richtung Eckfahne, blieb stehen und hob den Ball von dort ins Gehäuse. Damit sorgte man endlich auch ergebnismäßig für klare Verhältnisse. Bis zum Pausenpfiff ereignete sich aber noch einiges – allerdings habe ich zuerst aufgehört, die Torchancen zu zählen, in weiterer Folge nicht einmal mehr die 100%-igen (ich bin ja kein Parlamentsstenograph). Mit 100%-igen meine ich verschossene Elfer, Stangen- und Lattenschüsse, 3 Meter vorm leeren Tor stehend den Ball in den Himmel jagen usw-usf.  In dieser Zeit wagte der etwas glücklos agierende Schiri sich ob der lächerlichen Zuschauerverbannungsszene zu „rächen“, und pfiff nicht nur mehr gegen uns – was von einigen Gegenspielern anscheinend als Majestätsbeleidigung aufgenommen wurde. Was da im Laufe des Spieles so von sich gegeben wurde hätte für 4-5 Platzverweise gereicht, womit sämtliche Fehlentscheidungen, die es vielleicht gegeben hat sofort mehr als relativiert sind – bei uns gab es da keine Kompensation.

 

Dass es zu Pause „nur“ 2:0 stand, war ein kleines Wunder, allerdings eröffnete das dem Gegner die Chance, mit einem eventuellen Anschlusstreffer plötzlich aus heiterem Himmel wieder im Spiel zu sein. Und tatsächlich, zurück kamen zwar identisch ausschauende Spieler, aber plötzlich sah man, dass die guten Spieler dort doch nicht fehlten. 20 Minuten lang war plötzlich der Gegner Herr der Lage – zwar reichte es nur zu 2-3 Chancen, aber die Feldüberlegenheit war da. Plötzlich spritziger, plötzlich motiviert, plötzlich organisiert konnten sie uns auch spielerisch wirklich überraschen – ein solches Comeback war dem Gegner nicht zugetraut worden. Nicht dass wir jetzt mit dem Rücken zur Wand standen, aber es brauchte etwas, bis wir auf den „Kontermodus“ umschalteten. Das gelang nach 20 Minuten, und prompt folgte das entscheidende 3:0 – wieder einmal von Halaluja, der damit seiner heutigen Leistung  das Schlagoberskapperl aufsetzte. Ab sofort änderte sich das Bild wieder schlagartig – der Treffer brach endgültig den Glauben der Gegner.

 

Was jetzt an Torchancen verjuxt wurde, grenzt schon fast ans Unglaubliche – allerdings war es nicht nur Pech und Unvermögen, sondern auch ein in Hochform agierender Goalie, der unsere Ambitionen, heuer doch noch mit einer positiven Tordifferenz abzuschließen, zumindest nicht schon in diesem Spiel wahr werden ließ. Da klatschte ein Schuss vom „Late Mate“, seines Zeichens die personifizierte Antithese zur ejaculatio praecox (eine Funktionsstörung, bei der man immer zu früh kommt) an die Latte – auch ihm wäre heute ein Treffer mehr als nur zu gönnen gewesen – die Spiel- und Kampflaune war bis in die Haarspitzen zu sehen – praktisch zwillingsgleich zu seinem peruanischen Sechserpartner. Mehr als nur abgeklärt, sondern auch ballsicher und im Aufbau exzellent auch heute wieder die Defensive, nicht ein einziger Fehler in 90 Minuten – nicht umsonst mutierte im Frühjahr das Scheunentor der DSG zur bisher gegentorärmsten Abwehr in der Oberliga. Bleibt noch der unermüdliche Rackerer alias Mr. Cheese zu erwähnen, der unangenehme Stachel im Fleisch – im Abschluss heute glücklos. Einmal mehr auch eine Verneigung vor unserer Ersatzbank – auch heute nahtlos einsetzbar, womit niemand mehr bei Schmerzen durchspielen muss.

 

Leider aber auch 2 Verletzte mehr, für alle die es nicht mitbekommen haben: die letzten 13 Minuten spielten wir nur noch zu zehnt – das war aber nur durch abzählen zu erkennen, es sah eher umgekehrt aus.

 

Mit der Mannschaftsrückziehung von Lottatori sind wir in der Theorie einer der „Verlierer“, da uns 4 Punkte und 3 Plustore abgezogen werden, dennoch ist es mit heute auch rechnerisch offiziell: Wir haben den Verbleib in der Oberliga bereits 3 Runden vor Schluss geschafft. Und zwar sportlich.