15. Runde Kampf:

Spice Balls - Sektion Westside 1:1 (0:1)

Kein Boogie Woogie, keine Nikotinkampfsau, kein süßes Pärchen (weder der eine noch der andere), kein Headbanger, keine Zwerkstatt, kein Jungtalent, kein Nachwuchskabarettist, kein Serock sowieso schon gar nicht – da schienen dem Trainer die Leute auszugehen, wo doch einige davon ziemlich heftig am Erfolgslauf der letzten Spiele beteiligt waren. Und dass man auf zwei Teilnehmer des Citymarathons warten musste, machte die Sache insofern nicht besser, weil man 2 Minuten vor Spielbeginn überhaupt erst 10 Leute auf das Kunstgrün brachte, wo nicht weniger als der ungeschlagene Tabellenführer auf sein nächstes Opfer wartete.

 

So startete man keineswegs in Vollbesetzung, auch auf die Bank sollte sich erst zur Halbzeit eine sich schon recht müde gelaufene Alternative einfinden. Und dennoch hätte es bereits in den ersten 5 Minuten 1:0 für uns stehen müssen, doch Mr. Cheese war dem Druck der vielen Zuschauer dieses Mal nicht gewachsen und ließ die 100%-ige aus.

 

Da ja auch heute ein Bonuspunktespiel an stand und man im Sektion Westside´schen Spielbericht nicht – wie viele andere Mannschaften – als tiefstehende bunkernde, nur auf Konterchancen durch nach vorne gedroschene Bälle wartende Truppe aufscheinen wollte, ging man von Beginn an offensiv zu Werke. Wollte man zumindest, spielerisch lief es bei beiden Mannschaften wohl nicht ganz nach Wunsch, wer immer auch damit anfing  - nach vorne auf die schnellen Spitzen gedroschene Bälle – irgendwie konnte man das schon auch heute wieder sehen, und zwar auf beiden Seiten.

 

Wie dem auch sei, der Erfolg einer solchen Taktik scheint den Gästen eben Recht zu geben, wer ungeschlagen durch die Meisterschaft rauscht, braucht von einem Achtplatzierten wohl keine fußballerische Ästhetik-Nachhilfe. 

 

Wer sich allerdings die erste Hälfte als unbedarfter Zuschauer zu Gemüte geführt hätte, hätte wahrscheinlich kaum erraten, welche der beiden Mannschaften nun um den Meistertitel und welche um den Abstieg kämpft. Spielerisch und kämpferisch ausgeglichen, Chancenplus auf unserer Seite, eher möglich, dass er bei einer Wette sogar verloren hätte, wiewohl die Gäste dann in Führung gingen. Dem Tor voraus ging ein sensationeller Pass in die Tiefe auf den völlig alleinstehenden Stürmer – eigentlich eine Traumaktion, wenn es nicht unser eigener Spieler gewesen wäre, der die  Topchance der Gegner so wundervoll einleitete. Der Ausgleich – nur eine knappe Minute später – wurde wegen Abseits nicht gegeben, wenn es auch nicht wirklich von uns auszumachen war – höchstwahrscheinlich zu Recht.

 

In der Pause konzentrierte man sich hauptsächlich darauf, welchen der beiden bereits am Zahnfleisch kriechenden Akteure man für den Marathonmann austauschen würde – an Spieltaktik oder Aufstellung wurde nur wenig geändert. Erwartet wurde allerdings eine deutlich stärkere Gästeelf in der 2. Halbzeit – das Gegenteil war der Fall.

 

Verwunderlich, wie empfindlich die sonst abgebrüht wirkenden Sektionisten (schönes Wort!) auf die (Fehl-)pfiffe des Schiri´s reagierten, und teilweise schienen sie uns für dessen Entscheidungen verantwortlich zu machen, die nicht nachvollziehbaren Entscheidungen betrafen aber beide Teams gleichermaßen – wir hätten auch z.B. bei einem glasklaren Elfmeterfoul über die stumm gebliebene Pfeife hadern können.

 

In der zweite Hälfte hatte man nun den Eindruck, als wollte der Gegner den knappen Vorsprung über die Zeit bringen, und lange schien das auch auf zu gehen. Leider lief bei uns spielerisch zwar auch nicht alles rund – die Ausfälle und fehlenden Alternativen machten sich bemerkbar – dennoch war aber das Spiel mehr in unserer Hand. Etwas Pech, Unvermögen und das letzte Quäntchen Konzentration verhinderten lange Zeit den Ausgleich, allein bei Standards pfiff der Ball drei Mal knapp neben der Stange vorbei.

 

Irgendwann einmal musste aber dann das Unvermeidliche kommen, und Halaluja gelang ein Kunstschuss aus spitzen Winkel. Die Reklamationen der Gegner können als legitimer Versuch (wir hätten es genauso gemacht), den Treffer doch zu annullieren, angesehen werden, letztendlich war der Ball aber schon zu deutlich hinter der Linie und am hinteren Lattenkreuz, um wirklich darüber eine Diskussion aufkommen zu lassen.

 

Sofort begann die Phase der Gäste, in der sie gefährlicher in die Nähe unseres Tores kamen, aber außer 1-2 Halbchancen kam Gott sei Dank nichts zählbares heraus. Ab dann hatte man zu keiner Zeit mehr das Gefühl, wir könnten die Partie verlieren, allerdings lag ein eventueller Siegtreffer unsererseits auch nicht wirklich brennend in der Luft, was weniger an den vielen herausgespielten Kombinationen lag, sondern vielmehr was wir (und die gegnerische Defensive) daraus machten. Wenn es einen Zeitpunkt für einen weiteren Treffer gegeben hätte, war dieser in der Realität irgendwann nach dem Schlusspfiff angesiedelt.

 

Alles in allem wurden gefühlsmäßig eher zwei verlorenen Punkten nachgetrauert – allerdings gingen wir doch mit einem weiteren Bonuspunkt (jetzt schon der insgesamt siebente) vom Platz. Und über den wurde sich in gleichem Maße gefreut – hallo, das war heute der Tabellenführer!

 

Unser Fazit nach den Top 3 Spielen: Der Tabellenführer steht zu Recht dort, wo er jetzt ist, und auch die anderen beiden Plätze werden den jeweiligen Leistungen gerecht. Wir machten in allen drei Spielen gute Figur, aber  das war zu guter Letzt auch der Tatsache geschuldet, dass wir komplett druckfrei – und im momentanen Formhoch – auflaufen konnten. Verglichen mit unserer Herbstsaison standen in den letzten Spielen maximal zwei unserer Herbstzugänge am Platz, personell also nicht der große Schnitt – immerhin gab es auch einen Abgang. Mit einem neuen, absolute Sicherheit ausstrahlenden 1-er Goalie und einer Radikalkur in den Formationen sind aber gleich mehrere Glücksgriffe gelungen, sowohl Abwehr, als auch Mittelfeld und Offensive erstrahlen in neuem Glanz und Spiellaune.

 

In den kommenden Spielen gilt es jetzt zu beweisen, dass wir uns auch gegen – möglicherweise defensivere Konzepte – durchsetzen können, um ehrlich zu sein, etwas verstohlen richten wir den Blick jetzt doch auch auf die Frühjahrstabelle (intern wird sogar die Tabelle ab der 10. Runde herangezogen), werden uns aber weiterhin keinerlei Druck machen. Unser Saisonziel bleibt nach wie vor ein erfolgreiches Abschneiden im Abstiegskampf, vielleicht können wir uns diesem aber früher als erhofft entledigen.